Violence II, Eisen, 2000, Höhe: 80 cm
Violence II zeigt die Dynamik der früheren Skulpturen ins Explosionsartige gesteigert. Aus einer Stahlplatte geschnittene Fetzen, Bruchstücke, Splitter, die Teile einer zerstückelten Fläche, sind zu einem neuen Gebilde zusammengefügt – gefaltet, geknickt, gebrochen, verdreht, zerschnitten, aufgeschlitzt. Die Basisplatte bewahrt noch einen Bezug zur unversehrten Fläche. Das Neue reißt sich davon los, wächst aus der flachen Schräge immer steiler empor, erreicht aber nie die reine Senkrecht. Das Ganze ist nach links gerichtet. Kein himmelstürmender Aufschwung. In immer neuen Anläufen wird angekämpft gegen etwas, Höhe und Raum gewonnen. Angekämpft wogegen? Vielleicht gegen etwas, das gewaltsam niederdrückt, das an den Boden fesselt, wo keine Entfaltung möglich ist, das die freie Entwicklung einer Gestalt im Raum nicht zuläßt.
Die Skulptur Violence II ist hervorgegangen aus der Zertrümmerung alter figürlicher Ordnung. Sie ist durch die Gewalt des Zerstörens hindurchgegangen und trägt die Male eines Bruchs, eines Risses an sich. Sie erinnert an Reste einer geborstenen Architektur. Was früher einen Lebensraum umfangen hat, ist nun aufgebrochen, einer offenen Wunde gleich.
Immer noch aber gibt es bergendes Umfangen. Wie Schilde sind einige splittrige Teile so gestellt, daß ein Innenraum entsteht, der doch nach allen Seiten hin offen bleibt. Ein jeder der Teile, fragmentarisch wie er ist, trägt dazu bei, daß eine Ansammlung versehrter, labiler, aus früheren Zusammenhängen gerissener Trümmer zur Gestalt eines Aufbruchs wird. Mit der Zerstörung der alten Form ist eine Entfaltung der Fläche in die neue Dimension des Raumes möglich geworden. Ein Aufbruch, der etwas hat von der Verletzlichkeit und dem Ungeschützten eines Wesens, das sich ganz preisgibt.
Dr. Gustav Schörghofer, SJ